Text: Katharina Mattioli – dipl. Hundephysioterapeutin, Certified Canine Fitness Trainer CCFT – University of Tennessee

So, nachdem ich mir nun vielerorts Kommentare zur Sendung ‚Der Hundeprofi unterwegs – Der Rassehunde-Check’ auf diversen Plattformen angetan habe, habe ich mich dann heute morgen dazu entschlossen sie doch noch anzusehen. Es bleibt mir leider nichts anderes übrig als diese Sendung und ihre objektive und glaubhafte Berichterstattung mehr als in Frage zu stellen, zumindest in dem Bereich wo es um den absolvierten und belächelten Belastungstest geht. Vielmehr scheint es einfach einmal mehr eine mediengesteuerte Hetzkampagne gegen die Rassehundezucht zu sein. Selbstverständlich gibt es Problem in der Rassehundezucht, diese dürfen nicht verschwiegen werden. Jedoch wäre es eine Mähr zu glauben beim Mischling oder der Retrozüchtung sei alles koscher. Deren Probleme lassen sich nur einfach (noch) nicht einer Population zuschieben.

Nun woher nehme ich mir die ‚Frechheit’ zu behaupten, dass bei dieser Sendung gewisse Dinge nicht mit rechten Dingen zugegangen sein können um gewisse, Medien- und Massenwirksame Resultate zu erzielen?

Wie viele wissen, züchte ich selber Boston Terrier. Genau, ich züchte kurznasige Hunde! Ich bin diplomierte Hundephysiotherapeutin und Certified Canine Fitness Trainer und denke ich weiss sehr wohl wovon ich rede. Statt einfach nur grosse Reden zu schwingen, gehen wir einfach mal den Tatbeweis an. Denn alle meine Hunde durchlaufen den in der Sendung als ‚Witz’ taxierten Belastungstest seit mehreren Jahren regelmässig. Gerade vorhin habe ich mit meinem bald 6 Jahre alten Deckrüden diesen Test wieder durchgeführt. Ja sogar 2 mal hintereinander, einmal auf dem Feldweg mit mir nebendran im flotten Schritttempo (siehe Foto mit Resultat) und danach auf dem Laufband (siehe Video).

Rüde 5 Jahre 8 Monate:
Fitnesszustand: gut Trainiert
Gesundheitszustand: keine Vorgeschichte
Distanz: 1km
Dauer: 8.48Minuten
Herz- und Atemfrequenz in Ruhe: Normal
Herz- und Atemfrequenz nach WarmUp: Normal
Herz- und Atemfrequenz nach Anstrengung: leicht erhöht
Herz- und Atemfrequenz nach CoolDown von 3Min: Normal

Das Foto zeigt die Distanz und die aufgewendete Zeit welche mein durchtrainierter ausgewachsener Rüde für 1km braucht, wenn ich mit strammem Schritt nebenher gehe.
Zum Vergleich laufen wir die 5km in moderatem Joggingtempo in ca. 35Min. Das entspräche dann einem Tempo von 7km/h. Und immer zu Bedenken wir reden hier von einem kleinen Gesellschafts- und Begleithund und keinem Arbeits- bzw. Sporthund.

Nun frage ich mich doch sehr, wie es denn möglich ist, dass die Probanden in der Sendung die gleiche Distanz in nur 30Sek. bis ca. 1Min. mehr in normalem Spaziertempo absolvieren können. Sorry aber etwas geht da einfach nicht auf…

Zum Beweis, dass ein 6km/h Tempo (entspricht 1km in 10Min) für einen kleinen Hund sehr wohl einem Tempo entspricht, welches eine hohen Belastung darstellt, habe ich Schrittfolgen auf dem auf 6km/h eingestellten Laufband auf Video aufgenommen. Es darf sich jeder gerne selber überzeugen, dass dieses Tempo 10Minuten zu halten sehr wohl einen gut trainierten und gesunden Körper voraussetzt.

Geht man dann davon aus, dass es sich bei Hunde welche diesen Test für die Zuchtzulassung absolvieren um Junghunde im Alter von 12-20 Monaten handelt, deren Wachstumsfugen in den meisten Fällen noch nicht mal geschlossen sind, möchte ich schon bald von Fahrlässigkeit reden, wenn man bedenkt, dass diese Hunde auf den effektiven Test vorbereitet werden müssen/sollten vorallem wenn man den Stimmen nachgeben würde, welche ein kürzeres Zeitlimit oder eine Erhöhung der Strecke auf 5km oder so fordern. Und ich frage mich dann, ob nicht das dann Tierschutzrelevant ist!?!

Da die durchgeführten Tests im Fernsehen unmöglich der Realität entsprechen können, sehe ich auch mal davon ab, das mit den Hunden weder ein WarmUp noch ein CoolDown gemacht wurde. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass wenn sportliche Aktivitäten vorgenommen werden, auch Hunde darauf eingestellt werden sollten. Ansonsten ist dann bestimmt wieder der Züchter schuld, wenn mit dem Körper des Hundes was im Argen ist!

Nur in einem Punkt gehe ich mit den Aussagen zum Test einig. 15 Minuten sind für eine Erholung definitiv viel zu lang. Meiner Meinung nach sollte ein junger, fitter Hund nach diesem Test im Dauerlauf (1km/10Min) nach max. 5 Minuten CoolDown Aktivität wieder eine normale Herz- und Atemfrequenz aufweisen. Und weiter sollte so ein Test natürlich nicht nur einmal in jungem Alter gemacht werden. Eine jährliche Wiederholung erachte ich als sinnvoll.

Für all diejenigen die nun einwenden möchten, dass es ja schon schlimm ist, dass man solche Tests überhaupt durchführen muss, da kann ich nur Antworten, dass ich mit euch einer Meinung bin, aber genau wegen EUCH müssen wir so etwas machen, denn ihr und polemische Tierärzte redet unsere Hunde aus kontrollierten Zuchtstätten kränker als sie sind!

Ich bin mit meinen Kurznasen gerne jeder Zeit bereit den Tatbeweis zu erbringen, dass man auch dem Standard entsprechend ‚schön’ aussehen kann, Ausstellungschampion sein kann und mit Frauchen auch bei warmen Temperaturen Joggen gehen kann, ohne um Luft ringend zusammen zu brechen, wenn man dann das wohlverdiente Schlammbad im Bach nimmt!